Wann lohnt sich ein Balkonkraftwerk?

In der Werbung wird das schnell beantwortet. Oftmals werden Sie von 2 oder 3 Jahren gelesen haben, denn das setzt einen starken Kaufanreiz. Wir sehen die Frage, wann sich ein Balkonkraftwerk lohnt, etwas differenzierter und deshalb lautet die Antwort wie so oft: Es kommt darauf an.

Rechnet sich eine Solaranlage am Balkon oder im Garten?

Gehen wir der Reihe nach: Die wichtigste Voraussetzung ist, dass die Solarmodule nicht verschattet werden, also über den Tagesverlauf auch wirklich so oft und so gut wie möglich im Sonnenlicht stehen. Wenn möglich, ist die Aufständerung zu empfehlen, damit die Solarmodule der Sonne besser zugeneigt sind. Das kann gut 20% Mehrertrag bringen.
Die Daumenregel für Deutschland lautet dann: je 1.000 Watt erzeugt eine Solaranlage ca. 1000 kWh Strom pro Jahr. Die addierte Wattzahl Ihrer Solarmodule entspricht quasi eins zu eins dem möglichen, jährlichen Stromertrag in Kilowattstunden. Im Norden tendenziell etwas weniger, in Süddeutschland mehr, aber mit dieser Formel lässt sich gut rechnen.

Was heißt das konkret? Wenn Sie typischerweise eine kleine, steckerfertige Solaranlage mit zwei Solarmodulen betreiben mit rechtlich erlaubten 800 Watt Maximalleistung, dann entspräche das 800 kWh im Jahr.
Je nachdem, zu welchem Strompreis Sie aktuell Ihren Strom beziehen, rechnet sich Ihre Solaranlage früher oder später. Angenommen, Sie bezahlen derzeit günstige 25 Cent pro kWh, dann sparen Sie theoretisch 200 Euro pro Jahr, bei 35 Cent pro kWh sogar 280 EUR pro Jahr. Selbst eine hochwertige Anlage mit unseren Modulen und einem sehr guten Wechselrichter hätte sich nach spätestens drei Jahren bezahlt gemacht und würde dann auf viele Jahre „Gewinn“ erzielen.
Aber ist das realistisch? Leider nein. Denn es kommt ganz wesentlich darauf an, ob Sie den selbst erzeugten Strom selbst verbrauchen. Und zwar genau dann, wenn er erzeugt wird, also wenn die Sonne scheint. Denn ansonsten wird Ihr Strom ohne Vergütung ins öffentliche Stromnetz eingespeist und davon haben Sie dann leider nichts.
Der erste Anhaltspunkt für möglichst hohen Eigenverbrauch ist die Grundlast, also der allgemeine Stromverbrauch für die üblichen, durchgehenden Stromverbraucher in Ihrem Haushalt. Für Kühlschrank, Tiefkühltruhe, Telefon und Internet-Router zum Beispiel.
Hinzu kommt, ob Sie weitere Stromverbraucher genau dann anschalten können, wenn Sie Strom im Überfluss haben. Ihren Geschirrspüler und Wäschetrockner, den Herd oder die Waschmaschine. Natürlich genügt schon der Blick aus dem Fenster oder in die Balkonsolar-App, um zu sehen, dass es ein guter Zeitpunkt wäre, diese Großverbraucher einzuschalten. Smarte, also intelligente Steckdosen können eine zusätzliche Hilfe und empfehlenswerte Investition sein, um möglichst viel vom eigenen Strom tatsächlich selbst zu verbrauchen.

Mit ein bisschen Überblick und Interesse kann man den Eigenverbrauch optimieren auf gut ein Drittel, je nach Haushalt und mit den intelligenten Helfern auch auf die Hälfte. Für unsere Rechnung mit Strompreisen von 25 oder 35 Cent bedeutet das somit, dass bei den Stromkosten im schlechtesten Fall nur rund 70 Euro und im besten Fall 140 Euro pro Jahr gespart werden könnten.
Rechnen wir mit rund 600 Euro für ein hochwertiges, abgestimmtes und sicher angebrachtes Balkonkraftwerk mit zwei Solarmodulen, dann rentiert es sich also üblicherweise nach 4,5 bis 9 Jahren. 
Umgekehrt stellt sich die Frage, ob bei wenig Grundlast und generell stromsparenden Geräten im Haushalt nicht ein kleines Balkonkraftwerk mit nur einem einzigen Solarmodul genügt, das sich nach 4 bis 6 Jahren bereits rentiert.

 

Balkonkraftwerk lohnt sich auch für Home-Office

Interessant ist ein kleines Balkonkraftwerk mit nur einem Modul und 370 bis 450 Watt Leistung zum Beispiel auch für Angestellte oder Selbständige im Home-Office. Die Stromverbräuche von Laptop oder Desktop-Computer, Drucker und Monitor, Internet-Router und Telefon können häufig abgedeckt werden, was die Stromkosten für das Home-Office in den hellen Jahreszeiten um 50 Cent bis 1 Euro pro Tag senken kann. Zusätzlich zur Home-Office-Pauschale von 6 Euro pro Tag, die Angestellte bei der Steuererklärung geltend machen können.
Wer zuhause arbeitet, nutzt natürlich auch Küchengeräte und viele andere Verbraucher tagsüber, wenn die Sonne scheint. Also Kaffeemaschine und Wasserkocher, Herd oder Mikrowelle und natürlich die Beleuchtung in Arbeitszimmer, Küche und Bad.

 

Stromspeicher für das Balkonkraftwerk oder Gartenkraftwerk – ist das sinnvoll?

Die kurze Antwort lautet: Nein. Bei den heutigen Preisen für Stromspeicher rechnet sich die Anschaffung nicht. Aber die gute Nachricht ist: Die Preise sind 2024 deutlich ins Rutschen geraten und liegen bereits etwa ein Drittel niedriger als 2023. Und da geht noch mehr: Die extrem übertriebenen Speicherpreise seit etwa 2021, 2022 finden nun endlich keine Käufer mehr und somit können sich die Speicher-Hersteller auch keine goldene Nase mehr verdienen. Sie sind gezwungen, ihre Preise zu senken (bei Wärmepumpen ist das im Übrigen genau das Gleiche).
Dennoch – und damit kommen wir zur langen Antwort – sollte man immer nachrechnen oder sich zumindest die Relationen vor Augen führen: Eine Kilowattstunde Strom vom Netzbetreiber kostet angenommen 30 Cent. Ein Stromspeicher, der üblicherweise für Balkonkraftwerke angeboten wird mit einer Nettokapazität von 1,5 kWh kostet ab 900 Euro (vor kurzem noch über 1200 Euro, bald werden es 600 Euro sein und weniger). Das macht also eine Ausgabe von mehreren Hundert Euro, um Strom für 45 Cent vorzuhalten. Geworben wird gern mit Autarkie, mit Unabhängigkeit. Aber wann soll sich das rechnen?
Hinzu kommt, dass das Speichern und die Entnahme des Stroms nicht ohne Verluste geschieht, mit mindestens 20% Abzug ist zu rechnen. Der Volksmund weiß: Hin und her macht Taschen leer und so ist es auch beim Stromspeicher.
Deshalb unser Rat: Investieren Sie in ein, zwei smarte Steckdosen für 20 Euro oder laden bei gutem Wetter Ihr E-Bike oder Ihren Elektroroller mit dem überschüssigem Strom. Dann ist der Strom direkt dort, wo er auch verbraucht wird. Denn Ihrer Stromrechnung ist es egal, ob der Strom am Tag direkt oder in der Nacht über den Umweg aus dem Speicher verbraucht wird. Hauptsache, Sie müssen ihn nicht zukaufen.

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